Wabi Sabi und der Schrottplatz

Patina, Rost, Moos, abblätternde Farbe, Falten, Risse, Geflicktes … das sind alles Dinge, die im Zusammenhang mit Wabi-Sabi gesehen werden.

Warum ist eine frischgestrichene Holzwand langweilig, im Vergleich zu einer Holzwand bei der die Farbe an einigen Stellen abblättert oder ausbleicht?
Das liegt wohl an den Spuren der Zeit. Reife. Was hat diese Wand alles „gesehen“ und „erlebt“? Wer war alles hier? Wie ist dieser kleine runde Kratzer entstanden?

Alter, die Reise durch die Zeit, lädt Dinge emotional auf. Für einige Menschen negativ (alter Mist), für andere positiv (die Seele der Dinge: zauberhaft und einzigartig). Sehr interessant finde ich den Blog Wabi Sabi scandinavian style. Klingt schräg, aber macht wirklich Sinn. Es treffen zwei Welten aufeinander, deren Gemeinsamkeit Ruhe und Einfachheit ist, und die Wertschätzung natürlicher (gealterter) Materialien.

Ein handgetöpferter Becher ist für sich ja schon etwas besonderes. Kommen dann noch die Gebrauchsspuren dazu, wird sichtbar, wie sehr er geliebt wird, da er so häufig und gern benutzt wird. Wurde sein Henkel vielleicht sogar neu angeklebt? Großartig! – ein Ritterschlag im Geschirrschrank!
Die Becher weiter hinten im Schrank sind meist tadellos in Ordnung, aber nicht unbedingt, weil man nicht gut an sie herankommt, sondern weil man sie nicht so toll findet und deshalb einfach seltener benutzt.

Meine Faszination für Lost Places und Schrottplätze kommt wohl daher, dass sich hinter jedem aufgegeben Teil eine lange Geschichte verbirgt. Wem gehörte das? Wofür wurde es benutzt und wann? Oder: Was im Himmel IST das überhaupt???

Im Textilen Bereich trifft man Wabi Sabi natürlich auch. Ein paar inspirierende Beispiele:

Jude Hill macht Wundervolles aus alten Stoffen: Spirithcloth

Katrina Rodabaugh flickt vor allem Jeansstoffe kunstvoll und unterrichtet ihr Handwerk.

Mister Finch verwendet für seine textilen Fabelwesen alte Stoffe und Accessoires, oder lässt sie künstlich altern.

Die Fotos sind irgendwo in Hessen entstanden. Hier lebt ein Einsiedler, Erfinder, Bastler in einer alten Werkstatt inmitten all dieser Dinge, die weiter altern und nach und nach in die Landschaft übergehen. Was für eine Reise …

 

Happy Moin!

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3 Kommentare
  1. Sabine Schmölz sagte:

    Vielen Dank für die tollen Photos.
    Auch ich liebe das Alte, Gebrauchte – wenn ich nur mehr Platz hätte ;)
    liche Grüße
    Sabine (noch in) WOrms

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    • Katja Frauenkron sagte:

      Ich habe Platz, aber ich weiß nicht ob das unbedingt ein Vorteil ist, denn der ist ja auch schnell belegt. Ich muss nur mal irgendwo durch ein Dorf mit Sperrmüll fahren, da gibt es ja zum Glück einige :-)

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  2. Evelyn Kuttig sagte:

    Ich kann Deine Faszination voll nachvollziehen, liebe Katja, denn mein Vater war Schrotthändler und Wohnungsentrümpler in Berlin ;-)
    Manche Dinge umgeben mich sowohl aus der Kindheit und Jugend als auch aus neuerer Zeit, und ich schaue ihnen beim Verfall zu, so z.B. seit 1989 einem großen Exemplar der Zeitschrift Manipulator, die allmählich zerfleddert.
    Überwiegend sind es aber Teile aus altem Eisen oder Holz. Auch das eine oder andere Möbelstück ist dabei, wie der kleine feine Sessel vom Sperrmüll, der vor kurzem nach beinahe 40 Jahren sein endgültiges Ende gefunden hat, weil seine rostigen Sprungfedern nur noch wie Löcher wirkten.

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