Ausstellung »Künstlerbücher – Die Sammlung«
Künstlerbücher haben sich seit den 1960er Jahren als eigenständige Kunstart etabliert.
Künstlerbuchsammler Jürgen Becker bringt es hier auf den Punkt: »Diese Künstlerbücher sind ja nicht von einem guten Layouter mit dem Künstler gemacht. Sondern diese Bücher sind von den Künstlern konzipiert, von Anfang bis Ende: Format, Farbe, Inhalte.«
Nach dem Besuch dieser Ausstellung in der Kunsthalle, kann ich viel besser trennen, was das Künstlerbuch vom Kunstbuch oder künstlerischem Buch unterscheidet.
Nun weiß ich auch, dass einige meiner Bücher Künstlerbücher sind. Und zwar die, bei denen ich mir Thema, Optik und Inhalt komplett selbst erarbeitet habe. Dazu gehören also nicht die Kalligrafiebücher, die in Workshops entstanden sind – das sind Übungsobjekte für Schriften, Farben und Buchbindetechniken. Die eigentliche Kunst beginnt erst dann, wenn das Neuerlernte in mein Repertoire übergegangen ist und ich es durch meinen Filter gebe und daraus etwas Eigenständiges entsteht.
Vielseitige Kunstgattung
• Andy Warhols Portfolio FLASH entstand als Reaktion auf die Ermordung John F. Kennedys 1963. Es besteht aus Siebdrucken vergrößerter Zeitungsausschnitte und Bilder.
• Begehbare Bücher: Almut Hilf übersetzt Räume als Buchseiten-Layout in BÜCHER SIND WÄNDE.
• Stefan Marx veröffentlicht seine Zeichnungen und Schriftbilder in kopierten Schwarz-Weiß-Zines und gestaltet für das Plattenlabel Smallville Records kontrastreiche Cover.
• Sol Lewitt arbeitete sich in seinen Büchern, z.B. COLOR GRIDS oder MODULAR DRAWINGS exzessiv durch Farben, Strukturen und Elemente.
• Spannend: Bruce Nauman hat 1970 in L A AIR stark vergrößerte Himmelsausschnitte eines klaren Himmels gezeigt, die auf Doppelseiten unerwartete Farbkontraste bilden.
Kritik
Mir gefiel gut, wie die Bücher in ihrem künstlerischen Kontext präsentiert werden: In den Räumen wurden ergänzend Bilder, Filme und Installationen aus dem Werk der Künstler gezeigt.
Der Umfang der Ausstellung ist toll: Auf einem ganzen Stockwerk der Galerie der Gegenwart kann man in das Thema eintauchen.
Kunsthistorikerin Viola Hildebrand-Schat, spricht in einem Video über die Bedeutsamkeit des Blätterns in den Künstlerbüchern. Genau das habe ich in die Ausstellung sehr vermisst. Man sieht meist nur das Cover, oder eine Doppelseite aus den Büchern. Das war für mich ziemlich enttäuschend. Nur ein einziges Buch konnte man sich komplett auf einem Tablet ansehen. Warum wurden die Bücher nicht zusätzlich digitalisiert und dann den Besuchern der Ausstellung als Filme oder auf Bildschirmen präsentiert?
Auch der Katalog der Ausstellung bringt sehr wenig Einblick in die Bücher. Schade.
Bis zum 2. April 2018 ist die Ausstellung Künstlerbücher in der Hamburger Kunsthalle zu sehen.
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