Sprechende Bilder
Vom 10. bis 13. April fanden im Literaturhaus die „Hamburger Graphic Novel Tage“ statt. Das kontrastreiche Programm unter dem Motto „Sprechende Bilder“ bestand aus Workshops, Vortrag und Diskussion. Beteiligte Künstler waren Joe Sacco, Ulli Lust, Igort, Line Hoven, Marc-Antoine Mathieu, Jens Harder, Posy Simmonds und Ralf König.
Ich hatte das Glück einen Platz in den Workshops von Line Hoven und Igort zu ergattern und bin dann sogar noch mit einem Foto im Hamburger Abendblatt gelandet.
Line hat uns die Technik des Schabkartons beigebracht, in der sie ausschließlich arbeitet. Es ist eine sehr zeitintensive feine Methode die Bilder in weißen Linien aus schwarzbeschichtetem Karton herauszubilden. Dabei denkt man aber nicht wie in der Drucktechnik negativ, sondern alles was später hell sein soll, wird freigekratzt, was Schatten/dunkel bleiben soll, wird nicht bzw. wenig bearbeitet. Insofern sind dunkle Motiv erstmal besser geeignet. Als Werkzeug eignen sich scharfe Messer, Cutter, Schneidefeder etc. Der Karton lässt sich in einer Richtung manchmal besser bearbeiten, als in der anderen, er hat also sowas wie eine Laufrichtung und ist ziemlich empfindlich. Ich habe mich an ein Kinderbild meiner Oma aus den 1920er Jahren gewagt und bin in den 3 Stunden auch fast fertig geworden. Die Hauttöne möchte ich nochmal etwas heller überarbeiten, damit der Kontrast zu Augen und Zähnen nicht zu groß ist.
Line hat meine Ausgabe von ihrem ersten Buch „Liebe schaut weg“ signiert. Danke für diesen wunderbaren Workshop!
Der italienische Künstler Igort ist ein Meister des Reportage-Comics. Wir haben als Vorbereitung auf seinen Workshop „Analysis of frames and their implicit semantic meaning“ eine Kurzgeschichte von J. D. Salinger gelesen (Ein herrlicher Tag für Bananenfisch) und analysiert, diskutiert und geübt welche Bilder es braucht um eine spannende Bildergeschichte zu bekommen. Besonders spannend war dann zu sehen wie unterschiedlich die Teilnehmer den Anfang der Geschichte bebildern würden. Wir haben viel über den Unterschied der Bildsprache von Film und Comic gesprochen und nach den 4 Stunden in englischer Sprache rauchte mir mächtig der Kopf. Igort hat ein so umfangreiches Wissen und so viel Erfahrung, dass man nur ehrfürchtig staunen kann. Und ich schätze mich sehr glücklich, dass ich am Workshop teilnehmen konnte und viele Inspirationen bekommen habe. Vor allem ist die Hemmschwelle einfach loszulegen und sich um die zeichnerischen Details später zu kümmern sehr gesunken. Genau hingucken und üben, üben, üben. Und der Austausch mit anderen Künstlern ist immer sehr fruchtbar.
Vielen Dank an den Fotojournalisten Roland Magunia, der mir das schöne Bild geschickt hat und vielen Dank an das Literaturhaus und die involvierten Sponsoren.
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