Das berühmte weiße Blatt…
Ich möchte einmal beschreiben, wie ich mit einem Designauftrag anfange und nehme als Beispiel das Konzertplakat für einen Künstler.
Zuerst analysiere ich das Material, das ich vom Kunden geliefert bekomme, wenn ich welches bekommen habe. Das können Fotos sein, eine CD oder die URL der Plattenfirma bzw. des Managements, alte Artworks oder eben auch gar nichts. Manchmal kann ich mit dem Künstler sprechen und seine Vorstellungen erfahren oder ich rede mit einem Vermittler (Manager, Booker, Veranstalter, Label o.ä.). So sauge ich in dieser Phase so viele Informationen auf, wie möglich.
Ich höre mich in die Musik ein, wenn ich sie noch nicht kenne und durchforste das Internet oder auch mal die Bücherei nach allen möglichen Informationen zum Künstler, der aktuellen CD, dem Land aus dem er kommt, der Sprache etc. um visuelle Vorstellungen zu bekommen mit welchen Farben, Symbolen oder Schriften ich arbeiten möchte.
Sehr wichtig ist es auch bestimmte Fettnäpfchen auszuschließen. So kann es z.B. sein, daß ein bestimmter Grünton in einem Plakat eines türkischen Künstlers die Assoziation zu fundamentalistischen Kreisen des Landes bringt, was ganz sicher nicht in seinem Interesse wäre.
Von daher muß ich mich besonders über mir nicht so vertraute Gebiete und Bereiche und problematische Symbole etwas genauer informieren. Da mich diese Recherche bereichert und ich dabei immer dazulerne, mache ich sie oft abends oder am Wochenende und sehe sie als Fortbildung und Grundstock der Arbeit, die ich allerdings den Kunden nur in Ausnahmefällen berechne, in denen es zeitlich sehr aufwendig wird, da wir beide etwas davon haben: ich bin bestens vorbereitet für ein Ergebnis das konzeptionell in die Tiefe geht und der Kunde weiß das zu schätzen.
Während der Recherche fange ich dann an zu scribbeln oder schon grobe Entwürfe am Computer zu layouten. Ich notiere mir nebenbei Schriften, Farben, Assoziationen die auch ganz absurd sein können aber später doch nützlich werden und halte sie ordnend in Mindmaps fest.
Manchmal befrage ich Menschen in meiner Umgebung, die der Zielgruppe des jeweiligen Projekts nahekommen, nach ihren Vorstellungen oder Bildern, die sie mit der Musik/der Veranstaltung in Verbindung bringen, wodurch ich meine Ideen abklopfe oder festige.
Es kommt aber auch vor, daß ich ein geniales Foto bekomme, den Künstler schon kenne und direkt einen Entwurf schaffe, von dem ich weiß, daß er funktioniert und das ganze Procedere ist dann sehr viel kürzer als oben beschrieben.
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!